Bau und StreckeneröffnungDer erste 33,87 Kilometer lange Bauabschnitt der zunächst eingleisigen Main-Weser-Bahn von Wabern über Gensungen nach Kassel ist am 29. Dezember 1849 fertiggestellt worden. Die Eröffnung der 199,8 Kilometer langen Gesamtstrecke war am 15 Mai 1852.
Das Empfangsgebäude Gensungen
Die Bauarbeiten des kleinsten Empfangsgebäudes an der „Main-Weser-Bahn“ nach Plänen des Oberhofbaumeisters Julius Eugen Ruhl wurden Ende 1849 abgeschlossen. Er entwarf fast alle Stationsgebäude an der Strecke. Es wurde in Stilformen des romantischen Klassizismus in Backstein westlich des Ortes errichtet. Das symmetrische Gebäude mit zweistöckigem Giebeltrakt zwischen niedrigen Flügelanbauten wurde 1850 nach Süden verlängert. Die zentrale Vorhalle mit Fahrkartenschalter besaß eine dreiteilige Portalgruppe mit Terrakottabögen. Darüber befand sich die Wohnung des Stationsvorstehers mit Zwillingsfenstern. Alle Fenster und Türen hatten Rundbögen. Die Dachfirste an der Ortsseite wurde mit einem Glockenturm abgeschlossen. Ein Glockenschlag forderte die Reisenden zum Einsteigen auf. Im Erdgeschoss gab es nur einen Warteraum für alle Klassen. An ihm war der Gepäckschalter mit direktem Zugang zum Bahnsteig angeschlossen. Der gemeinsame Warteraum war wohl der Revolution von 1848 geschuldet. Die Reisenden konnten durch drei Türen direkt den Hausbahnsteig betreten. Im kleineren Flügel befand sich ein „Güter Raum“ ebenfalls mit direktem Zugang zum Bahnsteig.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Später baute die Bahn neben dem Stationsgebäude einen separaten Güterschuppen aus Fachwerk, der durch ein Anschlussgleis erreichbar war. Dazu ergänzte eine Seitenrampe mit Freiladestraße die Güterabwicklung.•Anschlussgleise wurden später zur Zeche Heiligenberg, einem Holzhandel, einem Schotterwerk und einer Raiffeisen-Genossenschaft verlegt.•Wegen des zweigleisigen Ausbaus der Strecke 1878/79 baute die Bahn drei Stellwerksbauten im Bahnhofsbereich. Das mittlere Stellwerk war für die Anschlussgleise verantwortlich.•1967 erhielt der Bahnhof eine Oberleitung für den elektrischen Zugverkehr.•Die Gleisanlagen wurden nach 2010 saniert und die Gleisanlage auf das Nötigste reduziert.•2014 ersteigerte die Gemeinde das Empfangsgebäude und sanierte es denkmalgerecht. Dabei bestand die Deutsche Bahn AG darauf, die Türen wegen der Unfallgefahr auf der Bahnsteigseite in Fenster umzuwandeln?!Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Gebäude ist eines von ca. 20 Empfangsgebäuden in Deutschland, die noch vor 1850 gebaut wurden und erhalten geblieben sind. Das Stationsgebäude steht unter hessischem Denkmalschutz.
Die Eisenbahn “kam” am 29. Dezember 1849 nach Felsberg-Gensungen. Also 14 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Felsburg-Gensungen hatte zu diesem Zeitpunkt wenig Einwohner (Ende 2019 waren es 10.669 Einwohner).
Planung und KonzessionSchon 1838 gab es Pläne eine Eisenbahnverbindung zwischen Kassel und dem Rhein-Main-Raum herzustellen. Dies scheiterte jedoch an den damaligen technischen Möglichkeiten die topografischen Hindernisse zu überwinden. 1841 begannen Verhandlungen zum Bau der Main-Weser-Bahn, die dann 1845 zu einem Staatsvertrag führten.Durch Staatsvertrag zwischen Kurhessen, dem Großherzogtum Hessen und der Freien Stadt Frankfurt vom 6. Februar 1845 (Hessisches Regierungsblatt Jahrgang 1845 Nr 17 Seite 161) erhielt Kurhessen die Konzession zum Bau und Betrieb einer Strecke von Frankfurt am Main nach Kassel.Mit der Einverleibung von Kurhessen und Frankfurt (Main) in Preußen im Jahr 1866 gingen die in diesen ehemaligen Bundesstaaten des Deutschen Bundes gelegenen Strecken auf Preußen über.Auf Grund des Staatsvertrages vom 30. Mai 1868 zwischen Preußen und dem Großherzogtum Hessen (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1868 Nr 49 Seite 689) ist die Verwaltung und der Betrieb der im Großherzoglich Hessischen Gebiet gelegenen Strecken am 1. August 1868 auf Preußen übergegangen. Durch Gesetz von 7. März 1890 (preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1880 Nr 13 Seite 157) ist der bis dahin dem Großherzogtum Hessen gehörende Streckenanteil am 1. April 1880 in den Besitz Preußens übergegangen.